Religion und Glaube spielen eine sehr große Rolle in Kambodscha. Wir haben das am Mittwoch wieder am eigenen Leib erfahren dürfen. Das neue Farmhaus und die Unterkünfte der Tiere sind fertiggestellt und Chantou hat schon ihr Hab und Gut in ihr neues Zuhause verfrachtet. Aber es ist in Kambodscha nicht möglich, ohne den Segen Buddhas in einem Haus zu wohnen, denn die Geister im Haus müssen zufrieden gestimmt sein, damit man auch ruhigen Gewissens schlafen kann.
Aus diesem Grund besuchte uns am Mittwochnachmittag ein Mönch aus Chantous Heimatgemeinde und hielt eine traditionelle Einweihungszeremonie ab. Es war auch für mich das erste Mal, so etwas miterleben zu dürfen und ich war beeindruckt, wie alles von statten ging. Martin war gerade mit seiner Familie zu Besuch im Kinderdorf und auch sie durften an der Feier teilnehmen, eine mit Sicherheit sehr schöne Urlaubserinnerung, denn so etwas erlebt man für gewöhnlich als Tourist in einem fremden Land nicht.
Es war circa. 16:00 Uhr, der Mönch wurde von seinem Gehilfen per Moped ins Kinderdorf gefahren. Alle Hausmütter und Gäste, unter denen auch Chantous Mann sowie ihr Vater waren, waren in Weiß gekleidet und hatten alles Nötige vorbereitet.
Früchtekörbe, Blumen und Getränke wurden an gewissen Punkten im Haus verteilt. Während der Gehilfe sich daran machte, Räucherstäbchen zu verteilen, nahm der Mönch auf dem Bett Platz. Wir setzten uns zu seinen Füßen auf den Boden und die Zeremonie konnte beginnen.
Es wurden Gebete gesprochen und Gaben übergeben. Nach einiger Zeit startete der Mönch damit, ein Gebet auf Sanskrit zu sprechen und dabei Wasser durch das Haus und über die Gäste zu spritzten. Kurz vor Ende der Gebete warf der Mönch noch einige Bonbons in die Menge, womit die anwesenden Kinder natürlich eine riesen Freude hatten.
Nach circa einer Stunde war das Spektakel dann zu Ende. Der Mönch verließ uns wieder und für die Kinder wurde groß aufgetischt. Curry mit Nudeln, Brot und Gemüse für alle. Curry ist ein Gericht, das es im Kinderdorf wirklich nur zu bestimmten Anlässen gibt, da es sehr viel Arbeit ist, für 50 Personen Curry zu kochen. Als der Hunger gestillt war, tanzten noch alle gemeinsam bis in die späten Abendstunden.
Es war ein wirklich sehr schönes Erlebnis und für mich mal wieder ein Grund zu sagen, es war die beste Entscheidung, die ich jemals getroffen habe, ein Jahr in Kambodscha zu verbringen.
Simon Neßler
Österreichischer Auslandsdiener in Kambodscha