Spaziergang wird zum Abenteuer

Spaziergang wird zum Abenteuer

Ursula Beyer, die momentan in unserem Kinderdorf ist, hatte die Hausmütter um einen kleinen Spaziergang mit ihr und den Kindern gebeten. Chanthou sah das gleich als Chance, uns die neue Pagode mit ihren 200 Stufen den Berg hinauf zu zeigen.

Nachdem die Hausmütter den Remork mit Essen und Getränken gefüllt hatten, fielen die ersten Zweifel, dass das ein kurzer Spaziergang werden würde. Was sich Ursula als kurzes Frischluft-Schnappen mit den Kindern vorstellte, endete mit dem halben Kinderdorf gestrandet im Nirgendwo – und vielen lachenden Gesichtern.

Der Remork wurde beladen und im nächsten Moment saßen viele Kinder, Hausmütter und auch wir Zivildiener mit oben.

Mit der Nachmittagssonne im Rücken fuhr unsere schlussendlich 5 Fahrzeuge starke Karawane in Richtung Osten. Wir wollten unbedingt den Sonnenuntergang vom Berg aus sehen, nachdem wir aber erst recht spät losgefahren waren, war es ein Rennen gegen die Zeit. Kurz vor der Pagode erschwerte uns ein Platten dieses Ziel noch mehr.

Mitten im Nirgendwo schoben wir den Remork zu einer Werkstatt, bei der erst einmal um den besten Typ und Preis des Reifens verhandelt werden musste. Während man sich einigte, wurden das Essen und die Getränke per Moped den restlichen Weg zur Pagode gebracht. Der Reifen musste natürlich erst angeliefert werden, weshalb der Rest von uns den restlichen Weg zur Pagode zu Fuß zurücklegte.

Nach vielen Hürden bekamen wir doch noch die letzten Sonnenstrahlen vom Berg aus zu sehen und alle waren glücklich, als sie das wunderbar riechende Essen endlich verkosten durften. Währenddessen wurde unser Gefährt repariert und wir hatten nach vielen Fotos und Selfies eine gute Heimreise.

Der „Spaziergang“ hätte eigentlich nicht besser verlaufen können und wird sicher allen in Erinnerung bleiben!

Raffael Wendlinger

Auslandsdiener in Kambodscha

Ein Schritt weiter

Ein Schritt weiter

Anfang November hat das neue Schuljahr in Kambodscha begonnen und somit auch die Schule bei Don Bosco. Don Bosco ist eine christliche Einrichtung in Kep und die Kinder bekommen dort die Chance, eine Ausbildung in den Bereichen Medienkommunikation, IT-Technik, Sekretär/in, Elektroniker, Elektrotechniker, Tourismus und Gastfreundschaft, Buchhaltung und Bürokauffrau/mann zu absolvieren.

Unser Vorsatz „Perspektiven für Kinder“ trägt immer mehr Früchte. Auch wenn es schade ist, dass wir die Kinder nicht mehr so oft sehen können, sind wir aber alle sehr stolz auf sie und freuen uns darüber, dass wir miterleben dürfen, wie die Kinder einen weiteren Schritt in Richtung Selbstständigkeit machen. 

Dieses Jahr haben uns gleich 6 Kinder verlassen, um eine weitere Ausbildung zu absolvieren. Makara, Srey Mao, Charly Heang, Srey Pit, Sokly und Srey Mom werden nun alle Sekretär/in oder Bürokauffrau/mann erlernen. 

Der Abschied wurde, so wie es die Tradition will, mit einem großen Festmahl und einer anschließenden Party gefeiert.

Wir wünschen ihnen viel Erfolg und eine lehrreiche und schöne Zeit bei Don Bosco.

Benedikt Ammann 

österreichischer Auslandsdiener in Kambodscha

Urlaub vom Reisen

Urlaub vom Reisen

Jana und Angelika, zwei Vorarlbergerinnen auf ihrem Weg durch Südostasien, brauchten mal eine Pause von ihrem Urlaub und machten einen Zwischenstopp im Kinderdorf Tani. Dort halfen sie 25 Tage lang und verschafften sich einen ersten Eindruck:

Vor 3,5 Wochen konnten wir noch nicht ahnen, was wir in der nächsten Zeit alles erleben würden.

Diese Dinge werden uns besonders in Erinnerung bleiben:

Unsere Haupttätigkeit war das Spielen und Puzzeln mit den Kindern und Jugendlichen. Die Vormittage verbrachten wir mit Frisuren flechten oder dem dringend benötigten Reinigen und Sortieren der Spielsachen. Außerdem halfen wir Benedikt im Englischunterricht. An einem verregneten Nachmittag starteten wir ein kleines Malprojekt – die Kunstwerke zieren nun die Wand vor dem Schulzimmer.

Ein weiteres Event war die gemeinsame Zubereitung eines Kaiserschmarrns, was uns allen sehr viel Spaß machte. Auch einen Spaghetti-Abend gab es während unserer Zeit im Kinderdorf. Unsere europäischen Speisen wurden zwar anfangs kritisch beäugt, haben dann aber doch fast alle überzeugt.

Wir hatten das Glück, bei mehreren Pagodenbesuchen dabei sein zu dürfen. Schick schwarz-weiß gekleidet saßen wir dann einige Stunden in einer für uns ungewohnten Sitzposition und bestaunten die Zeremonie.

Ein besonderes Highlight war der Besuch bei Makara, Janas Patenkind, zu Hause. Er zeigte uns, wo er aufwuchs, bevor er ins Kinderdorf kam. Danach wurden wir verköstigt und kamen in den Genuss der kambodschanischen Gastfreundschaft. Diese durften wir auch bei der Einladung von Vanara, einem ehemaligen Kinderdorf-Kind, erfahren.

Unvergessen bleiben uns auch die manchmal mehrstündigen oder sogar -tägigen Stromausfälle, die flutartigen Regenschauer (in denen man auch gut Haare waschen konnte) und der Pagodengesang morgens um vier, der durch die Lautsprecher tönte.

Danke an den Vorstand und Mr. Veasna für die Möglichkeit, Besucherinnen im Kinderdorf sein zu dürfen. Ein großes Dankeschön gilt Chanthou, ihrer Hausmütter-Crew und natürlich den Kindern und Jugendlichen, die uns herzlich aufnahmen und gut für uns gesorgt haben.

Einen besonderen Dank möchten wir Raffael und Benedikt aussprechen, die all unsere Fragen stets beantworteten und unsere verrückten Ideen nicht nur ertragen haben, sondern auch bei deren Umsetzung halfen. Danke für die zahlreichen Besorgungsfahrten, eure Geduld und euren Einfallsreichtum!

Angelika Sutterlüty und Jana Berchtold

Fleißige Helfer auf Durchreise in Kambodscha

Ein halbes Jahrzehnt

Ein halbes Jahrzehnt

Wenn man mir 2014 gesagt hätte, dass mein geplanter einmaliger Aufenthalt im Kinderdorf Tani zu einer jährlichen Routine werden würde, hätte ich das niemals geglaubt. Aber tatsächlich habe ich dieses Jahr zum fünften Mal in Folge meine Sommerferien in Kambodscha verbringen können.

Für alle, die mich nicht kennen: Mein Name ist Julian Köb, ich komme aus Wien, bin inzwischen 23 Jahre alt und studiere Medizin in Budapest. 

Seit ganzen 5 Jahren begleite ich nun das Tani Projekt und unsere Kinder. In so einem Zeitraum verändert sich unglaublich vieles. Ich selbst bin in dieser Zeit in ein anderes Land gezogen, habe ein Studium begonnen und davon vergangenen Juni bereits den ersten Abschnitt abgeschlossen. Aber viel mehr und viel aufregenderes passiert im Kinderdorf: Kinder kommen in die Pubertät, schießen in die Höhe, kommen in den Stimmbruch, schließen die Schule oder sogar schon ihre Ausbildung ab. Als ich zum ersten Mal in Tani war, befanden sich noch alle Kinder im Kinderdorf – heute sind schon 9 „Kinder“ im Berufsleben und 2 davon sind sogar schon verheiratet! 

Vergangenen Sommer betreute ich unsere Kinder und begleitete sie vor allem zu verschiedenen Krankenhäuern für Untersuchungen oder Kontrolltermine. Unter anderem erstellten wir auch Krankenakten, um einen besseren Überblick über die Beschwerden unserer Kinder zu behalten und alle wichtigen Informationen für alle Mitarbeiter schnell zugänglich zu machen. Ansonsten war der tägliche Deutschunterricht für unsere stellvertretende Direktorin eine wichtige Aufgabe, um die ich mich gerne kümmerte. 

Aber neben der administrativen und organisatorischen Arbeit, die es bei so einem Projekt zu tun gibt, ist mir immernoch der nahe Kontakt zu den Kindern am allerwichtigsten. Auch wenn es auf den ersten Blick so viele Unterschiede zwischen „den Kambodschanern“ und „uns Europäern“ gibt, sind wir uns am Ende des Tages doch alle um einiges ähnlicher als man denken würde. Und gerade deshalb versuche ich immer ein offenes Ohr für unsere Kinder oder Teenager zu haben, die regelmäßig von ihrer Vergangenheit träumen, ihre verstorbenen Familienmitglieder vermissen, einen Streit mit Mitschülern haben, mit ihren Noten unzufrieden sind oder einfach Liebeskummer haben. Solange alle das Gefühl haben, dass sie mit mir zu jeder Zeit über alles, was sie beschäftigt, sprechen können, ist, denke ich, meine wichtigste Aufgabe erfüllt. 

Auch wenn der Abschied von den Arbeitern, Hausmüttern und Kindern selbstverständlich wieder traurig war, fällt er glaube ich insgesamt Jahr für Jahr etwas leichter. Einerseits gibt es inzwischen das Bewusstsein, dass es wirklich immer ein Wiedersehen gibt, und andererseits befinden wir uns sogar in Kambodscha schon im Zeitalter des Internets, wo man selbst aus 8.000 Kilometer Entfernung schnell in Echtzeit am Telefon kommunizieren kann. 

Für mich persönlich wird es über die Jahre hinweg zu einer immer größeren Herausforderung, die Zeit neben dem Studium zu finden, um für einen längeren Zeitraum im Kinderdorf auszuhelfen. Aber ich blicke optimistisch in die Zukunft und hoffe, dass es auch 2019 ein Wiedersehen geben wird. 

Julian Köb

Pchum Ben

Pchum Ben

Derzeit findet in ganz Kambodscha das sogenannte Pchum Ben Festival statt, das vor allem als der „Tag der Ahnen“ bekannt ist. Es ist ein 15-tägiges Khmer-Festival mit sehr hoher Bedeutung für die kambodschanische Bevölkerung. In diesen 15 Tagen wird bei jeder Pagode ein großes Fest gefeiert, zu dem die ganze Gemeinde zusammentrifft, um verstorbener Familienmitglieder und Verwandter zu gedenken.

Wir im Kinderdorf nehmen an diesem Fest natürlich auch teil. Letztes Wochenende gingen wir am Freitagabend, Samstagvormittag, Samstagabend und Sonntagvormittag in die Pagoden. Wir starteten mit jener Pagode, die nicht weit weg vom Kinderdorf ist. Die nächsten beiden Pagodenbesuche waren im Dorf unserer stellvertretenden Direktorin Chanthou.

Am Abend wurde immer zusammen gebetet und an die Verstorbenen gedacht, am Vormittag wurde natürlich auch gebetet, aber danach wurde den Mönchen aus der Pagode Essen gegeben. Auch Kinder aus dem Kinderdorf haben die ehrenvolle Aufgabe erhalten und durften in der Pagode Gebete singen.

Frühaufsteher waren schon morgens um 4:00 Uhr in der Pagode, wo betend mit den Mönchen dreimal um die Pagode gegangen und dabei Reis verstreut wurde. Als abends der religiöse Teil zu Ende war, wurde noch gemeinsam getanzt, gegessen und die Zeit miteinander genossen. Außerdem konnte, wer wollte, Karussell fahren, auf einer Hüpfburg seine Energie loswerden oder mit Dartpfeilen Ballons zerplatzen. Wer einen Ballon zum Zerplatzen brachte, durfte sich eine Belohnung aussuchen.

Es war eine wunderschöne Erfahrung, die Bräuche und Kultur Kambodschas hautnah zu erleben und daran teilnehmen zu können.

Benedikt Ammann

österreichischer Auslandsdiener in Kambodscha