Die Schulferien fanden eben erst ihr Ende und schon klopfte der nächste Feiertag an die Tür, das kambodschanische Wasserfest.
Jedes Jahr, wenn der Tonlé Sap seine Fließrichtung ändert, befindet sich Phnom Penh im Ausnahmezustand, da es große Teile der Landbevölkerung in die Hauptstadt zieht, um bei den traditionellen Bootsrennen mitzufiebern. Doch auch am Land wird das nahende Ende der Regenzeit zelebriert. Somit hatten unsere Kinder wieder drei Tage, in denen sie nicht in die Schule mussten und den ausgedehnten Feierlichkeiten in den umliegenden Pagoden beiwohnen konnten. Zu unser aller Freude kamen auch unsere vier Kinder von Don Bosco zurück und hatten nach ihrem ersten Monat bereits einiges zu erzählen.
Von unseren ehrgeizigen Ambitionen alle Fahrräder wieder fahrtüchtig zu bekommen, haben wir ja schon berichtet. Nachdem die Burschen uns anfangs tatkräftig unterstützt hatten, kam ihnen nun eine andere Idee in den Sinn. Am Gelände des Kinderdorfs gibt es einen Platz, den die Kinder bloß „Fahrradfriedhof“ nennen.
Dort liegen die ausgedienten Fahrräder, die im Laufe der Jahre aussortiert wurden, weil sie den Strapazen der kambodschanischen Straßen nicht mehr gewachsen waren oder schlicht und einfach zu klein wurden. Unsere geschickten Burschen sammelten vier ausgediente Kinderfahrräder und machten sich daran, sie um gut einen Meter zu verlängern und zu „pimpen“.
Um die Funktionstüchtigkeit der Fahrräder auf die Probe zu stellen, beschlossen die älteren Kinder einen gemeinsamen Ausflug zu einigen Häusern ihrer Verwandten zu machen. Auch wir freuten uns sehr sie wieder einmal begleiten zu dürfen.
So loy (zu Deutsch „lässig“) die Fahrräder auch aussehen, war es für die Gang sichtlich anstrengend, auf den kleinen Zweirädern die doch recht weite Strecke in der brütenden Hitze zu überwinden.
Endlich beim ersten Haus unserer Kinder angekommen, wurde gemeinsam gekocht und noch bevor alle Neuigkeiten ausgetauscht waren, waren die köstlichen Gerichte schon fertig.
Beim gemeinsamen Essen auf dem Boden war wieder einmal die große Verbundenheit zwischen den Kindern erkennbar.
Weitere Stopps zum Baden in einem kleinen Fluss zwischen den Reisfeldern und bei anderen Verwandten rundeten den Ausflug ab und frisches Zuckerrohr sorgte dafür, dass alle bis zum Ende bei Kräften blieben.
Abends fand dann an allen drei Tagen ein Fest in unserer örtlichen Pagode statt. Neben Live-Musik und Streetfood gab es auch die Möglichkeit, sich bei Lauf- und Schwimmwettkämpfen zu messen. Das Kinderdorf räumte dabei auf voller Länge ab, da neben zwei unserer Burschen, die im Laufen nicht zu schlagen waren, auch mein verehrter Kollege Clemens seine kambodschanischen Mitbewerber im Wasser hinter sich lassen konnte.
So kehrten wir an jedem Abend zufrieden und müde mit dem Wissen, die Feiertage gut genutzt zu haben, ins Kinderdorf zurück.
Matthias Thym
Österreichischer Auslandsdiener in Kambodscha